OPERETTE IN DREI AKTEN VON JOHANN STRAUSS
LIBRETTO VON KARL HAFFNER UND RICHARD GENÉE
POLNISCHE ÜBERSETZUNG VON JULIAN TUWIM BEARBEITET VON GIORGIO MADIA
Inszenierung & Choreographie: Giorgio Madia
Bühne: Yoko Seyama
Kostüme: Alexander Mudlagk
Licht: Giorgio Madia
Musikalische Leitung: Tadeusz Koszlowski
Solisten, Chor, Ballett und Orchester des Teatr Wielki Lodz
Premiere: 13. Januar 2018 (A) | 14. Januar 2018 (B)
Teatr Wielki Lodz
BESETZUNG Gabriel von Eisenstein: Tomasz Rak, Andrzej Kostrzewski | Rozalinda: Joanna Woś, Dorota Wójcik | Adela: Aleksandra Borkiewicz, Joanna Moskowicz | Dr Falke: Przemysław Rezne, Arkadiusz Anyszka | Alfred: Krzysztof Marciniak, Dawid Kwieciński| Frank: Dariusz Machej, Grzegorz Szostak | Orlofsky: Agnieszka Makówka, Bernadetta Grabias | Dr Blind: Zenon Kowalski, Marcin Ciechowicz | Ida: Patrycja Krzeszowska, Aldona Orzeł-Sztabińska | Frosch: Andrzej Gałła
DIE FLEDERMAUS von Johann Strauss ist das Platin unter den so genannten goldenen Operetten, die nicht nur für das Genre – in der Folge nie wieder erreicht – sondern sogar für eine ganze Epoche der Wiener Musik im späten 19. Jahrhundert Maßstäbe setzte.
Zum einen inspiriert mich der Reichtum des musikalischen Vokabulars von Johann Strauss, von dem ich mich leiten ließ, seine geniale Gabe, Melodien zu erfinden, und seine phantastische Instrumentierung, die jede musikalische Nummer zu einem Hit werden lassen. Zudem bildet das erfrischende Textbuch eine kongeniale Einheit mit der Musik und rückt Strauss‘ ureigenste Domäne, den Tanz, in den Mittelpunkt des gesamten Geschehens, das kaum zu bändigen ist. Mit vieldeutigem Witz, voller Intelligenz und Ironie planen die Figuren eine große Maskerade und machen sich übereinander lustig, ohne zu bemerken, dass sie selbst Teil eines Schwindels werden, worüber sie am Ende nicht einmal sonderlich überrascht sind. Allen gemeinsam ist ein unverwechselbares Lebensgefühl, das auf der Kunstfertigkeit beruht, unwiderstehlichen Charme und eine sympathische Verlogenheit in offensichtliche Schmeicheleien münden zu lassen – der unwiderstehliche „Wiener Schmäh“. Ich vertraute dieser wirbelnden Dynamik, in die alle Figuren der Komödie hineingeraten, um von ihrer bedingungslosen Hingabe an die Leichtigkeit des Herzens zu erzählen.
Mein leidenschaftlichstes Interesse aber gilt dem fortwährenden Überströmen von Verlangen nach körperlicher Lust – DIE FLEDERMAUS führt, höchst komplex und raffiniert, die Sublimierung des Begehrens vor, welches in der Schwebe bleibt, bleiben muss, um in seiner Nicht-Erfüllung den faszinierenden Rausch seiner Illusion in der Ballnacht zu zelebrieren. In jedem Moment der Einstudierung war ich an „Wein, Weib und Gesang“ (für mich: Champagner, Frauen und Walzer) erinnert, eine Wiener Volksweise, die Johann Strauss auch für einen seiner berühmten Orchesterwalzer adaptiert hat.
Der heimliche Star der Operette ist der Wiener Walzer, der neue Gesellschaftstanz der Zeit, der die Konventionen revolutionierte und ganz konkret ein Bewusstsein sinnlichen Erlebens weckte, indem er Tanzende beiderlei Geschlechts in hypnotischen Drehungen einander so nah brachte wie noch nie zuvor. Neben der verführerischen Kraft des Walzers sind die an Rang und Erfahrung unterschiedlichen Frauen als die treibende Kraft der Geschichte zu erkennen, indem sie der gesamten Stimmung eine sehr aufregende Sinnlichkeit verleihen. Das Prickeln des Champagners in den eleganten Ballsälen weckt schließlich alle Lebensgeister und beflügelt das menschliche Verlangen, sich einem Leben voller Freude hinzugeben.
Es ist mir eine Ehre, eines der wichtigsten Repertoirestücke des Musiktheaters in Szene zu setzen, und zwar auf eine Weise, die zuallererst die Nonchalance der Handlung aufspürt, um sodann den Charme und das Parfüm einer ganz besonderen Ära zu entfalten, deren Wirkung, zeitlos und universell, direkt unter die Haut geht und sein Publikum auch heute berauscht.
GIORGIO MADIA