MUSIK VON FREDERIC CHOPIN
Choreographie & Inszenierung: Giorgio Madia
Bühne & Kostüme: Cordelia Matthes
Assistentin des Choreographen: Adriana Mortelliti | AnnaLisa Canton
SPIELDAUER ca. 80 Min. | ohne Pause
URAUFFÜHRUNG
19 September 2009, Staatstheater Cottbus
BESETZUNG Sandrine Berset, Julia Grunwald, Jennifer Hebekerl, Weinina Weilijiang, István Farkas, Aslanbek Kotsoev, Christian Schreier, Martin Zanotti, Jong-Eun Lee and Christian Georgi (Piano)
PREMIERE NEUEINSTUDIERUNG
9. Mai 2015, Teatr Wielki Lodz
Jeder kennt das: wenn die Gedanken sich selbstständig machen und – sei es beim Betrachten eines Bildes, beim Hören von Musik oder im Traum – ihre eigenen, zuweilen skurrilen, neuen Welten erschaffen. Diese Ausgeburten der Phantasie am Übergang von der Realität zur Traumwelt haben die Menschheit schon immer fasziniert und beschäftigen heutzutage die Neurowissenschaft. Für den Maler René Magritte wurden sie gar zum Kern der künstlerischen Arbeit, in seinen Gemälden suchte er diesen geheimnisvollen Vorgang der Wahrnehmung anschaulich zu machen. Magritte geht von ganz einfachen, klaren Formen und Figuren aus. Man sieht einen Mann oder eine Pfeife, einen Apfel, einen Schirm. Durch die Art und Weise jedoch, wie er sie zusammenstellt, erschafft er eine eigene, andere, surreale Welt und stellt zugleich auch die Frage, wie der Betrachter sie sich erobert.
Von dieser Idee ließ ich mich leiten, als ich damit begann, mich mit der Klaviermusik von Frédéric Chopin zu beschäftigen. Jedes Stück der Auswahl hat mich zu einem anderen Bild, zu einem bestimmten Ausdruck inspiriert, unerwartet und überraschend, das war mein Prinzip. Mal stand die Virtuosität im Vordergrund, mal eine melancholische Stimmung, auch eine gewisse Ironie oder eine witzige Wendung, die ich zu spüren glaubte, und die in eine kleine Geschichte mündete.
Dass dabei die Interpreten meiner Choreographie mit ihrer individuellen Energie für die Assoziationen wesentlich gewesen sind, versteht sich von selbst. Der Tanz äußert sich unmittelbar, die Bewegungen der Tänzer sind immer individuell, mit ihrer Physis und den Gesten, die ich ihnen anvertraut habe, bringen sie ganz selbstverständlich weitere Elemente ins Spiel.
Und schließlich das Publikum: jeder einzelne trägt Phantasien und Empfindungen in die Aufführung hinein, wenn er ins Theater kommt, um sich auf einen Chopin-Abend einzulassen und dabei vielleicht ersteinmal an einen virtuosen Musiker am Klavier gedacht hat. Aber dies ist nur der Ausgangspunkt. Es geht um etwas ganz anderes als eindeutige Botschaften. Ganz im Gegenteil: im Sinne Magrittes gibt es Geheimnisse zu erleben – die Geheimnisse der Choreographie, der Tänzer und der Zuschauer. Chopin imaginaire. — GIORGIO MADIA
PRESSESTIMMEN
Dass es Giorgio Madia gelingt, Sehgewohnheiten auf eine spielerisch-wirkungsvolle Art zu brechen und dennoch die Theatergäste mit Sinneslust und Ohrenschmaus in den Bann zu ziehen, ist bemerkenswert gehandhabt.
Gekonnt fächert Giorgio Madia ein breites Spektrum erzählerischer Möglichkeiten auf, spielt mit Irritationen und Geheimnissen, setzt auf Effekte.
Gabriele Gorgas, Lausitzer Rundschau, 22. September 2009
Um es gleich zu sagen: der Ballettabend „Chopin imaginaire“, den Giorgio Madia jetzt für das Staatstheater Cottbus choreografiert hat, ist ein großer Abend.Virtuos lässt Giorgio Madia ein Feuerwerk der Einfälle abbrennen …Da treten die Tänzer wirklich aus der Musik heraus, scheint ihre Bewegung ganz aus ihr geboren. So schlüssig und doch unaufdringlich wirkt dies, dass man den Atem anhält.
Martin Stefke, Märkische Allgemeine, 22. September 2009
Innumerevole quadri di danza moderna e di Tanztheater sugeriscono perfettamente la natura scherzosa e a volta romantica del compositore rincorrendosi in un gioco di porte dalle quali appaiono vere e proprie miniature di paesaggi interiori. […]La serata brillante è un fuoco d’artificio die divertimento e di intensità dove il pubblico non smette mai die respirare all’unisono coi bravissimi ballerini dell’ensemble.
Giornale della danza, 13. April 2011, o. N.