MUSICAL VON JERRY BOCK UND SHELDON HARNICK

 

Regie & Choreographie: Giorgio Madia

Bühne: Cordelia Matthes

Kostüme: Nicole Lorenz

Assistenz: Annalisa Canton

BESETZUNG Dirigent: Marc Niemann | Tevje: KS Jürgen Trekel | Golde: Heidrun Bartholomäus | Zeitel: Debra Stanley | Hodel: Marlene Lichtenberg | Chava: Laura Maria Hänsel | Shprintze and Bielke: Kinderchor| Jente: Carola Fischer | Mottel: Hardy Brachmann | Schandel: Gesine Forberger | Perchik: Roland Schroll | Lazar Wolf: Michael Becker | Motschach: Thorsten Coers | Rabbi: Thomas Pöschel | Mendel: Ingo Witzke | Awram: Dirk Kleinke | Nachum: Matthias Bleidorn | Oma Zeitel: Gabriele Lohmar, Christina Teubel | Fruma Sara: Gesine Forberger | Jussel: Andreas Jäpel | Wachtmeister: Berndt Stichler | Fedja: Kai Börner | Sascha: Martin Eitner | Ein Russe: Jens Klaus Wilde | Fiedler: Florian Mayer

 

PREMIERE

17 March 2012, Staatstheater Cottbus

 

ANATEVKA – FIEDLER AUF DEM DACH ist ein Musical, das vollkommen ist und sich selbst erklärt. Es ist eines jener Werke, das seine Wirkung aus sich selbst entfaltet. Ich beschäftigte mich intensiv mit der jüdischen Geschichte, dem Motiv des „wandernden Juden“, mit der faszinierenden chassidischen Philosophie. Ich studierte die Tanzformen jüdischer Folklore, hörte Musik, die bis heute, auch in ihrem modernen instrumentalen Klang, vieldeutig der Welt des Schtetls zuzuordnen ist, und ich erinnerte mich, wann ich selbst bisher mit diesem unverwechselbaren Lebensgefühl in Berührung gekommen war, auch welche Klischees ich davon hatte. Von alldem fand ich in diesem herausragenden Werk etwas wieder. Die Bilder schließlich, die während einer winterlichen Zugfahrt durch polnische Landschaften, durch bescheidene Dörfer und einsame Natur, an mir vorüberzogen, gaben die Inspiration, gemeinsam mit Cordelia Matthes nach einem Bühnenbild zu suchen, das genau diese Stimmung hervorruft.

Ich stellte fest, wie wichtig neben der Treue zu den Gesetzen der Gemeinschaft und der Religion das Feiern und das Tanzen für das jüdische Selbstverständnis sind, und welch zentrale Bedeutung der jüdische Humor hat. Es ist dieses Weltbild – ein ganz spezieller Ausdruck von unerschütterlicher Lebensfreude – das den Menschen hilft, ihr Leben zu meistern und immer wieder nach der treibenden Kraft zu suchen, die sie voranschreiten lässt.

Als Regisseur und Choreograph beschäftigt mich normalerweise die Aufgabe, szenische und inhaltliche Strukturen zu finden, die sich in Bewegung setzen lassen und im Zusammenspiel mit der Musik eine ganz bestimmte Wirkung haben. In jedem Moment der Beschäftigung mit der Musik und mit dem Buch ANATEVKA habe ich etwas Neues und Aufregendes entdeckt, und ich sah mich einem riesigen Werk gegenüber, dessen Handlungsfluss und dessen Figuren in ihrer Entwicklung einer perfekt durchdachten Dynamik folgen. Und genau davon ließ ich mich leiten: ANATEVKA – FIEDLER AUF DEM DACH entzieht sich jeder weiteren Interpretation, Dieses Stück will nicht auf den Kopf gestellt werden, um interessant zu sein. Es braucht einzig das Gespür für den Geist, der darin steckt.– GIORGIO MADIA

 

Im Dezember 2013 wurde die Inszenierung vom Publikum zur „Aufführung des Jahres“ am Staatstheater Cottbus gekürt.

 

PRESSE

Als spartenübergreifende Produktion des Staatstheaters Cottbus hatte am vergangenen Sonnabend das Musical ‚Anatevka‘ seine gefeierte Premiere. […] Regisseur und Choreograf Giorgio Madia [schlug, d.Red] leuchtende theatralische Funken […], wo immer es ging. Er ließ Gesine Forberger als Urahnin am Himmel fliegen und singen, als wäre sie Königin der Nacht und Hexe in einer Person. Er machte, dass Tänzer mit Flaschen auf dem Kopf aussahen, als seien sie den skurrilen Fantasien eines Hieronymos Bosch entstiegen, er setzte Jens Klaus Wilde mit einem einzigen Tenorton in Szene, als würde gleich jene legendäre ‚Kalinka‘ folgen …

Irene Constantin, Lausitzer Rundschau, 19.3.2012

 

Giorgio Madia war eine glückliche Wahl des Hauses für diesen Stoff, denn Madia ist Ballettchoreograph. Das brachte zwei Vorteile mit sich: Zum einen war hier Tanzchoreographie und Regie in einer Hand, dadurch wirkte das Stück sehr homogen.

Matthias Käther, Kulturradio vom rbb, 19.3.2012

 

Familie heißt bekanntlich das Überthema der Spielzeit, und in intim Familiäres dringt die Lesart des Regisseurs und Choreografen Giorgio Madia tief ein. Der Gast hat das Ballett ohne jeden Bruch ins Spiel eingebaut, hat die Herrn stark in Szene gesetzt und auch sonst das Bewegen in den Räumen nie dem Zufall überlassen. Als könne man dieses Dorf in zwei hohlen Händen fassen, so kuschelt es sich auf die Drehscheibe und bietet eng verbundene Spielräume (Bühne Cordelia Matthes). […] Eine schöne Ensembleleistung, viele Einfälle, alles prächtig erzählt, musikalisch von Marc Niemann sauber geführt. Wir erlebten das Stück im laufenden Repertoire. Das Haus war bis ans Dach vollbesetzt und begeistert. Großes Bravo!

Jürgen Heinrich, Der Märkische Bote, 14.4.2012